Mit einem Festakt mit über 300 Gästen ist am Samstag auf dem Marktplatz das 50-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft Melsungens mit Dreux in Frankreich gefeiert worden. 30 Bürger aus Dreux waren gekommen, zehn weitere aus den Partnerstädten Todi, Evesham, Koudougou und Bad Liebenstein. Die Musikantengilde und die Blechbarten sorgten für einen feierlichen Rahmen. Die Bürgermeister Markus Boucsein und Gérard Hamel (Dreux) unterzeichneten mit den Vorsitzenden der Partnerschaftsvereine eine neue Urkunde.
Darin wird die Partnerschaft erneuert „mit dem Ziel, auch nach 50 Jahren gemeinsamen Weges Begegnungen der Mitbürger unserer beiden Städte auf kultureller, sozialer, wirtschaftlicher und sportlicher Ebene zu fördern, um auch in Zukunft im gegenseitigen Verständnis und Respekt die Freundschaft zwischen unseren Bürgern weiter wachsen zu lassen, damit auch weiterhin die Bürger unserer Städte in Frieden und Freiheit leben können”. Dies wurde laut Urkunde feierlich bekräftigt.
Was 1966 begann und besiegelt worden sei, solle auf dem Marktplatz wiederholt werden, sagte Bürgermeister Boucsein – als ein Symbol langlebiger und immerwährender Bemühungen des europäischen Gedankens für Frieden, Freiheit und Einheit. Europa und die Welt brauchten starke Freundschaften in der Wirtschaft, Kultur, der Bildung und der Begegnung der Völker.
Boucsein sprach von einer „ganz besonderen gegenseitigen Zuneigung, die bis heute angehalten hat”. Er dankte dem Partnerschaftsverein – insbesondere Reinhild Vogt – und der Schützengilde für die Organisation des Heimatfestes. Für besondere Verdienste um die Partnerschaft verlieh der Bürgermeister dem Dreuxer Bernard Jaguin die Ehrenplatte der Stadt Melsungen. Jaguin ist erkrankt und konnte nicht nach Melsungen kommen. „Sein Einfluss auf die Beziehungen mit Melsungen war prägend für die Geschichte dieser deutsch-französischen Partnerstadt”, sagte Boucsein.
„Die deutsch-französische Freundschaft ist kein Mythos, sie ist Wirklichkeit”, sagte Bürgermeister Gérard Hamel (Dreux). Er rief dazu auf, „unser gemeinsames Werk” fortzusetzen und zu erweitern: „Partnerschaften leben nur durch die Kraft und den Willen von Männern und Frauen.”
„Es liegt an uns, diese Einheit zu schützen und zu bewahren. Wir sind heute stolz, unseren Einsatz für die Partnerschaft zu erneuern.” Das sagte Emmanuel Goujard, Vorsitzender des Melsunger Partnerschaftsvereins. Es sei sehr wichtig, nicht nur eine Partnerschaft der Erinnerung zu sein: „Unsere Väter haben und gezeigt, wie man unsere Länder in einem friedlichen Europa vereint, welches jede Frau und jeder Mann erreicht”.
„Möge die Freundschaft noch lange leben”, wünschte Louis Morée, Vorsitzender des Partnerschaftsvereins Dreux. Nach den schrecklichen Ereignissen in Paris und Brüssel müsse man feststellen, wie schwer es sei, eine friedliche Welt aufzubauen. Ziel beider Partnerschaftsvereine sei, „einen zwar bescheidenen, aber trotzdem wichtigen Beitrag zum Aufbau eines friedlicheren, menschlicheren Europas zu leisten, in dem die Leute sich besser verstehen”. Freiheit und Frieden könnten nur bewahrt werden, wenn man für sie kämpfe.
Über 2250 deutsch-französische Städtepartnerschaften seit 1950 seien ein enormer Beitrag zum europäischen Integrationsprozess, sagte die Europaparlaments-Abgeordnete Martina Werner. Gerade in unruhigen Zeiten, in denen Vorbehalte gegenüber Europa immer stärker anwüchsen und rechtspopulistische Parteien in vielen Staaten mit nationalistischen und antieuropäischen Parolen immer größere Wahlerfolge erzielten, komme den partnerschaftlichen Kontakten auf kommunaler Ebene eine wichtige Rolle zu.
Da wurden schöne, alte Erinnerungen wach: Ehrenbürgermeister Dr. Ehrhart Appell zeigte den Gästen aus den Partnerstädten einen Film, den er selbst aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der Partnerschaft mit Dreux 1976 gedreht hatte. Er denkt heute noch gern und dankbar an diese Feierlichkeiten zurück: „Ich frage mich immer noch bewundernd, wie es unserem damaligen städtischen Büroleiter Richard Möller gelungen ist, rund 1000 Gäste aus Dreux ganz überwiegend in Privatquartieren unterzubringen.” Möller ist der Vater von Reinhild Vogt, die sich seit vielen Jahren im Partnerschaftsverein bemüht.
Oft muss Dr. Appell an eine Kranzniederlegung auf dem Soldatenfriedhof Champigny-St.-Andre de l’Eure denken, wo der im letzten Weltkrieg verwundete Frontkämpfer Maurice Legrand aus Dreux angesichts der unendlich vielen Soldatengräber mit Tränen in den Augen fragte: „Warum? warum?” (m.s.)
„Eine ganz besondere, eine wunderbare Ausstellung”, schwärmte Bürgermeister Markus Boucsein bei der Eröffnung der Ausstellung unter dem Motto Begegnungen – 50 Jahre Partnerschaft Melsungen-Dreux in der Bücherei an der Mühlenstraße. Zu sehen sind Fotos und Bilder mit Originalen zu Alt-Melsungen – ein Gemeinschaftsprojekt des Partnerschasftsvereins und des Geschichtsvereins Melsungen.
Zu sehen sind auch viele Berichte und Fotos unserer Zeitung zum Thema Partnerschaft. Der Hobbymaler Manfred Kehl zeigt sehr schöne Gemälde, unter anderem die Melsunger Burg. Sie wurde ab 1340 erbaut und wurde 1595 für den Bau des Schlosses abgerissen. Auch das ehemalige Rotenburger Tor hat er gemalt. Die Ausstellung kam schon bei der Eröffnung sehr gut an.
(m.s.)