Eine traurige Nachricht erreichte viele Melsungerinnen und Melsunger vor kurzem aus der italienischen Partnerstadt Todi. Fra Bernardino, Franziskanerpater und vielen durch den Wiederaufbau des ehemaligen Klosters „Romita“ in der Nähe von Todi bekannt, ist am Sonntag, den 22. Mai 2022 im Alter von 83 Jahren verstorben.
Die Kontakte von Fra Bernardino zu Melsungen entwickelten sich aus der Begegnung der Sängerinnen und Sänger des damaligen Schul- und Jugendchores während einer Konzertreise im Jahr 1991 nach Todi. Von diesem ersten Zusammentreffen begeistert, waren es zunächst Einzelne und später ganze Gruppen aus Melsungen und der Umgebung, die nach Italien reisten und beim Wiederaufbau der Klosterruine, die in etwa 30 Kilometer Entfernung zur Partnerstadt Todi in den umbrischen Bergen liegt, halfen. In den Folgejahren statteten wiederholt Einzelpersonen, Reisegruppen und verschiedene Vereine Bernardino und der Romita Besuche ab. Und auch Fra Bernardino war mehrfach in Melsungen zu Gast und berichtete von seinem Projekt und dem dort von ihm verwirklichten Modell des einfachen, franziskanischen Lebens, bei dem die Bibel, die Natur und die Musik die zentralen Rollen spielen und Kraft spenden.
Diese Begegnungen waren es, bei denen Bernardino mit seinen lebendigen und faszinierenden Erzählungen unvergessliche Eindrücke hinterließ und die Menschen, die Zeit mit ihm auf der Romita verbringen durften oder die ihn bei seinen Vorträgen in Melsungen erlebten, immer wieder aufs Neue begeistern konnte. Die spürten, dass sie einen außergewöhnlichen Menschen kennengelernt hatten, der erfüllt vom Glauben und voller Leidenschaft, Kreativität und Mut andere motivieren und mitreißen konnte. Einen, der oft mit Widerständen zu kämpfen hatte und dennoch fest für seine Überzeugungen einstand.
Fra Bernardino verstarb – wie es ganz sicher seinem Wunsch entsprochen hat – an dem Ort, den er, gemeinsam mit vielen Helferinnen und Helfern aus ganz Europa, über einen Zeitraum von nahezu dreißig Jahren aus den Ruinen wiederaufgebaut hat: Der „Romita“ – seinem Traum, dem – wie er es oft nannte – „lebendigem Wunder“, der „realisierten Utopie“.
Mit großer Dankbarkeit bleiben allen, die ihn kannten, die kostbaren Erinnerungen an die gemeinsam erlebten, wunderbaren und friedvollen Momente, die er ihnen mit seinem Wirken nach dem Vorbild des Franziskus von Assisi vorgelebt und nahegebracht hat.