Als ich den Posten der Städtebeauftragten für Todi im Januar 2024 zusammen mit Marion Althaus übernahm, fragte ich mich: Ist der Städtepartnerschaftsgedanke überhaupt noch zeitgemäß, wenn heute alle Reisen und wir doch in der Europäischen Union irgendwie alle vereint sind. Mit der Erfahrung der letzten vier Tage kann ich sagen: Ja, das ist eine wunderbare Idee und ich bin stolz darauf, diesen Gedanken weiterzutragen und mit Leben zu füllen. Ich denke, das gilt auch für unsere italienischen Freunde, denn spätestens beim Tor der Deutschen Mannschaft beim Public Viewing auf dem Marktplatz sind unsere Italiener genauso begeistert aufgesprungen wie wir und haben die deutsche Mannschaft gefeiert.
Aber nun von Anfang an. Am Freitag trafen die Tambourini (Trommler) und Fahnenschwenker aus Todi nach wetterbedingt langer Reise endlich um 0.30 Uhr in Melsungen ein. Wir haben sie empfangen, verköstigt und trotz Müdigkeit begonnen, uns kennenzulernen. Marion Althaus hat sich besonders der Kinder angenommen. Der fünfjährige Ludovico war gleich begeistert, was viele Kinder und Eltern in Melsungen verstehen werden.
Da von unseren 13 Gästen nur zwei zuvor schon in Melsungen waren, haben wir am nächsten Tag eine Bartenwetzer-Stadtführung gemacht. Dr. Giovanna De Santis- Maciossek hat dabei ins Italienische übersetzt. Unsere Freundinnen und Freunde waren sehr interessiert an der Melsunger Geschichte. Nebenbei haben wir uns kennengelernt und begonnen, auf unterschiedlichen Wegen zu kommunizieren. Wo ein Wille ist, ist auch ein Google-Übersetzer oder auch in Englisch fanden wir Antworten auf unser Fragen.
Am Nachmittag hatten die Tambourini einen Auftritt auf dem Marktplatz. In ihren mittelalterlichen Kostümen beeindruckten sie mit lautem Trommeln und akrobatischem Fahnenwurf. Besonders der kleine Ludovico eroberte die Herzen im Sturm.
Zeitgleich trafen auch der Bürgermeister von Todi, Antonio Ruggiano, sowie die Stadträtinnen Raffaella Pagliochini und Annalisa Aluisi in Melsungen ein. Gemeinsam verbrachten wir einen sehr schönen Abend im Restaurant Centrinum. Das Magistratsmitglied Alexander Katzung nahm stellvertretend für Bürgermeister Markus Boucsein an dem offiziellen Treffen teil und hat mit Anekdoten seiner zahlreichen Todibesuche in Kindheit und Jugend sein großes Interesse an Land und Leuten zum Ausdruck gebracht. Im Anschluss feierten wir alle gemeinsam auf dem Heimatfest. Der Entertainer Reiner Irrsinn holte unsere Delegation zu einem spontanen Auftritt auf die Bühne, wo gemeinsam das Lied „Sarà perché ti amo“ angestimmt wurde.
Am Sonntag stand alles im Zeichen des Umzugs. Inmitten der Vereinspräsentationen, der Kirmeswagen und anderer Gruppen ergänzten sie das Bild ganz wunderbar mit ihren beeindruckenden Auftritten. Am frühen Abend fand bei Giovanna De Santis-Maciossek ein italienisches Gartenfest statt, bei dem der Bürgermeister von Todi Gastgeschenke an Magistratsmitglied Alexander Katzung und die Verantwortlichen des Städtepartnerschaftsvereins überreichte. Beim Public Viewing auf dem Marktplatz erlebten wir unseren letzten gemeinsam Abend.
Wir hatten eine sehr schöne gemeinsame Zeit in Melsungen, haben das echte Lebensgefühl der Italiener, ihre respektvolle und unkomplizierte Art, ihr Temperament und ihre Aufgeschlossenheit kennengelernt. Umgekehrt bin ich auch begeistert vom großen Einsatz der Melsunger für ihre Partnerstädte, ihre Gastfreundschaft und ihre Offenheit anderen Kulturen gegenüber. Ein großer Schatz, der gar nicht genug wertschätzt werden kann. Der europäische und weltoffene Gedanke bereichert uns.
SW